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Äthiopien

 

 

 

 

Unsere Patenkinder

TARGET hat vier Patenmädchen: Amina I und II sowie Hanawi und Eri.

Eri haben wir 2009 aufgenommen. Wie die Aminas und Hanawi ist auch sie ein Afar-Mädchen aus der Danakilwüste in Äthiopien. Eris Schicksal wurde im TV-Film „Karawane der Hoffnung“ (ProSieben, Galileo-Spezial, 20. Dezember 2009, 19 Uhr) dokumentiert. Eri gehörte zu den 19 Afar-Mädchen, die am 15. April 2009 während der Konferenz in Addis Abeba das Fatwa-Transparent in den Saal trugen, in dem sich auf Einladung von TARGET 100 hohe islamische Geistliche versammelt hatten.

Eri, sie ist zehn oder elf, fiel uns auf wegen ihres Sprachtalentes auf. Neben ihrer Muttersprache Afaraf beherrscht sie auch Amharisch und Tigrinya. Auch den Anlass der Konferenz kannte sie. „Es geht um unsere Verstümmelung. Wenn ich eine Tochter habe, werde ich das nicht machen lassen. Es ist jetzt streng verboten ist“, plapperte sie munter drauf los. Eri sprach während der Konferenz über ihrer Verstümmelung. Es herrschte absolute Stille. Einige Zuhörer kämpften mit den Tränen. Danach stand fest: Wir müssen diesem Mädchen in Addis Abeba eine Zukunftsperspektive bieten. Ihre Mutter – sie lebt in einer ärmlichen Hütte nur aus Ästen, mit einem Topf ohne Henkel als einziger Habe – stimmte zu, ebenso der Clan.

Eri lebt jetzt wie unsere anderen TARGET-Patenmädchen in der Hauptstadt bei einer Afar-Pflegefamilie. Sie hat sich gut eingelebt. „Ich möchte ganz, ganz viel lernen, damit ich irgendwann Lehrerin werden kann“, träumte sie uns vor.

Amina I und Amina II (beide: 14) geleiteten die 19 Afar-Mädchen in den Saal.

Amina I lernten wir 2001 kennen. Sie fiel uns auf, weil sie ununterbrochen ein Tuch in ihrem Schoß knautschte und kein Wort sprach. Wir erfuhren, dass sie zehn Wochen zuvor genital verstümmelt worden war. Die Erinnerung an ihre verstörten Augen und ihr hartes Schicksal lies uns nicht los. Wir überzeugten ihre Eltern davon, dass wir ihrer Tochter eine gute Schulbildung ermöglichen könnten. Seit 2006 ist Amina I mit ihrer Freundin Amina II in Addis Abeba. Beide sind unter den Klassenbesten.

Amina I schritt mit dem hoch erhobenen GOLDENEN BUCH in den Konferenzsaal hinein wie eine Königin. Sie legte es auf den Podiumstisch und stellte damit den verbrieften Schutz der Religion vor dem brutalen Brauch in den Mittelpunkt der Versammlung. Als sie uns strahlend ansah, erinnerten wir uns an 2001. Welcher Triumph in ihren Augen. In diesem „Augen-Blick“ wussten wir: Unser Einsatz hat sich gelohnt.

Hanawi (14) trafen wir 2008. Sie nennt sich gern die „zukünftige Frauenbeauftragte“. Hanawi hatte die Genitalverstümmelung gleich zweimal erlitten, weil ihre halbblinde Verstümmlerin gemeint hatte, es sei „nicht genug“ abgeschnitten worden. Hanawi hatte sich verzweifelt gegen den zweiten Termin gewehrt – vergeblich. Als sie später herausfand, dass der Brauch verboten ist, zeigte sie die Frau an, die ihr all das Leid angetan hatte. Dieses außergewöhnliche Schicksal sprach sich schnell unter den Afar herum. So erfuhren auch wir davon. Und da Hanawi damals von der Frauenbeauftragten ihres Dorfes tatkräftig unterstützt wurde, will auch sie Frauenbeauftragte werden.