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TARGET-Gründer Rüdiger Nehberg in Äthiopien mit einem geschützten Baby. Die Mutter wird es nicht genital verstümmeln lassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die beiden TARGET-Gründer Annette und Rüdiger Nehberg. Seit zehn Jahren engagieren sie sich höchst erfolgreich für die Abschaffung der Weiblichen Genitalverstümmelung.


PRESSE-INFORMATION

Hamburg/Rausdorf

29.07.2010

 
10 Jahre TARGET: Erfolgsbilanz im Kampf gegen genitale Verstümmelung

NEHBERG EBNET DEN WEG FÜR ENDE DES BLUTIGEN BRAUCHES

Vieles, das im Jahr 2000 noch Vision war, ist heute zum zehnjährigen Bestehen längst Wirklichkeit geworden: „Sir Vival“ Rüdiger Nehberg (75) ist es mit seiner Menschenrechtsorganisation TARGET gelun-gen, den Weg für die weltweite Abschaffung der Weiblichen Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation/FGM) zu ebnen. Sein größter Erfolg war die „Fatwa von Kairo“ (2006). Höchste Islamgelehrte ächteten den blutigen Brauch als „Verbrechen“. Nehberg war immer überzeugt davon, dass sich das Ritual nur mit der Kraft der Religion beenden lässt, mit Muslimen als Verbündete. Dies Konzept bescherte ihm zunächst mehr Feinde als Freunde. Inzwischen überwiegt die Bewunderung. Denn Rüdiger Nehberg und seine Frau Annette (50) haben mit ihrem Engagement für die Mädchen Afrikas mehr erreicht, als jeder andere vor ihnen.

TARGETs aktuellste Projekte laufen in Äthiopien: die Aufklärungskampagne GOLDENES BUCH und der Bau der „Geburtshilfestation Danakilwüste“. Das Krankenhaus-Projekt wird von Frauenärzten aus ganz Deutschland unterstützt. Rüdiger Nehberg ist gerade mit Dr. Werner Harlfinger (Berufsverband der Frauenärzte, Rheinland-Pfalz) vor Ort, um die weitere Abwicklung abzustimmen. In der Haupt-stadt Addis Abeba werden sie dazu auch Kontakt zu Prof. Dr. Yusuf Lukman, dem Chef-Gynäkologen der Uniklinik, aufnehmen. TARGET will mit dem Krankenhaus den Frauen des Afar-Volkes (Halbnomaden) helfen. Sie sind meist sehr stark verstümmelt. Die Säuglingssterblichkeit liegt dort als Folge von FGM bei 50 Prozent. TARGETs Fahrende Krankenstation existiert in diesem Gebiet schon seit 2004. Doch Kaiserschnitte und Operationen sind gegenwärtig nicht möglich.

Der Wüstenstaat Mauretanien – Annette und Rüdiger Nehberg absolvierten hier 2005 ihre „Karawane der Hoffnung“ – hat bereits 2008 eine erste Lieferung der GOLDENEN BÜCHER erhalten. In Djibouti ist die Aktion angelaufen, in Somaliland und im Sudan wird sie vorbe-reitet. Vorbeter von Moscheen erhalten das kostbar gestaltete Werk gratis für ihre Predigten. Es ist in Arabisch, Französisch und Englisch verfasst. Übersetzungen in den jeweils wichtigsten Stammessprachen werden beigefügt. Für Äthiopien hat die „Bingo! Umweltstiftung Niedersachsen“ gerade 23 250 Büchlein in Afaraf und Somali finanziert. DAS GOLDENE BUCH enthält die „Fatwa von Kairo“. Es ist ein religiöses Verbot, das im November 2006 während einer von TARGET initiierten internationalen Gelehrtenkonferenz an der Al-Azhar-Universität, dem Zentrum des sunnitischen Islam, verfasst wurde. Es ist für Muslime verbindlich. Langfristig ist eine Vier-Millionen-Auflage des GOLDENEN BUCHES geplant.

„Der Erfolg von Kairo war der Höhepunkt meines Lebens“, betont Rüdiger Nehberg, der ehemalige Konditor und Retter der Yanomami-Indianer. Dennoch hat er den Ehrgeiz, dieses Ergebnis zu übertreffen. Er träumt von einer spektakulären Aktion in Mekka, von einem ultimativen Schlusspunkt – von der Verkündung des FGM-Verbotes auf dem Heiligen Platz vor Millionen von Pilgern. Die neue Botschaft soll auf einem gigantischen Transparent prangen. Dazu bedarf es der Kooperation des Königs von Saudi-Arabien. „Das ist mein Jubiläumswunsch, daran arbeite ich gerade mit Nachdruck“, verrät Nehberg.

FGM ist noch in 35 Ländern üblich, vor allem in Afrika und Asien.140 bis 150 Millionen Frauen sind verstümmelt. Täglich kommen 8000 neue Opfer hinzu. Meist sind es Muslimas. Ihnen werden Teile der äußeren Genitalien entfernt – mit Instrumenten wie Rasierklingen, ohne Narkose. Bei der „Pharaonischen Verstümmelung“, der schlimmsten Form, stirbt jedes dritte Mädchen. Der blutige Brauch wird seit alters her missbräuchlich vor allem mit dem Islam gerechtfertigt. Auch heute noch – obwohl dazu nichts im Koran steht. Die Abschaffung kann nur mit der Kraft der Religion gelingen, war daher Nehbergs logische Schlussfolgerung.

„Jedes Ziel lässt sich erreichen, wenn man die richtige Strategie hat.“, Getreu diesem Lebensmotto führt Rüdiger Nehberg seinen Kampf gegen FGM. Am 5. August 2000 gründete er mit seiner damaligen Lebenspartnerin und heutigen Frau Annette den Verein TARGET (engl.: „Ziel“). Der Name ist Programm. Bis heute. Die Idee dazu reifte 1999 in Amsterdam. Nehberg hatte damals „Wüstenblume“ gelesen, das kürzlich verfilmte Buch der Somalierin Waris Dirie, die als Fünfjährige brutal beschnitten wurde. Mit Tränen in den Augen und einer ungeheuren Wut im Bauch beschloss Nehberg, sich so lange gegen diese menschenverachtende Tradition einzusetzen, bis sie weltweit abgeschafft ist. In Äthiopien in der Danakilwüste war er 1977 bereits ihr konfrontiert worden. Aisha, eine Nomadenfrau auf der Flucht, hatte ihm von ihrer Verstümmelung berichtet. Es war eine Begegnung mitten im Bürgerkrieg, und der Abenteurer konnte sich damals noch nicht vorstellen, als Fremder gegen eine solche uralte Tradition anzugehen.

„Vor zehn Jahren hat man mich für verrückt erklärt. Es hieß: Der Islam sei nicht dialogfähig“, erinnert sich Nehberg an die TARGET-Gründung. Er hat sich nicht beirren lassen. Annette Nehberg ergänzt: „Wir haben uns einfach nicht beirren lassen und uns gesagt: ‚Wenn wir nur ein Mädchen retten, hat sich jeder Einsatz gelohnt.’ “ Zum Glück. Das Konzept hat sich bewährt. Die beiden Norddeutschen erlebten erlebten in der islamischen Welt vom ersten Moment an große Kooperationsbereitschaft. Mit Respekt, Demut und dem Koran als Waffe gewannen sie die Muslime und die Elite der Gelehrten, darunter Ägyptens Großmufti Prof. Dr. Ali Gom’a als Verbündete. Selbst hartnäckige Traditionalisten änderten ihre Meinung über FGM, nachdem sie die Foto- und Filmdokumente der Menschenrechtler aus Deutschland gesehen hatten. Dass Nehberg etwas Arabisch spricht, tat ein Übriges.

Annette und Rüdiger Nehberg wurden 2008 für ihre Verdienste im Kampf gegen FGM mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Der Film „Karawane der Hoffnung“ (ProSieben) – eine TV-Dokumentation der Regisseure Dr. Bernhard Albrecht und Karsten Scheuren über TARGETs Engagement in Äthiopien wurde dieses Jahr mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. DAS GOLDENE BUCH erhielt 2009 den Designpreis „reddot“.


Weitere Infos
www.target-nehberg.de Dort finden sich auch honorarfreie Fotos zum Download.

TARGET-Spendenkonto:
Sparkasse Holstein,
Bankleitzahl 213 522 40,
Kontonummer 50 500



Pressekontakt
Cornelia Büttig
04154 / 79 48 88
buero@target-nehberg.de