10 Jahre TARGET:
Eine Erfolgsgeschichte
Für die Mädchen Afrikas
Als Rüdiger Nehberg am 5. August 2000 in Rausdorf mit seiner damaligen Mitstreiterin und heutigen Frau Annette die Menschenrechtsorganisation TARGET e.V. gründete, hatten die beiden den festen Vorsatz, sich so lange zu engagieren, bis der blutige Brauch der Weiblichen Genitalverstümmelung abgeschafft ist. Nach zehn Jahren können sie eine positive Bilanz ziehen. TARGETs Geschichte ist eine Erfolgsgeschichte. „Vieles, das im Jahr 2000 noch Vision war, ist heute zum zehnjährigen Bestehen längst Wirklichkeit geworden“, resümiert Rüdiger Nehberg. TARGET ist es gelungen, den Weg für ein weltweites Ende der Weiblichen Genitalverstümmelung zu ebnen. Der Durchbruch gelang mit der „Fatwa von Kairo“ (2006). Höchste Islamgelehrte ächteten den blutigen Brauch als „Verbrechen“.
Annette und Rüdiger Nehberg waren von Anfang an überzeugt davon, dass sich das Ritual nur mit der Kraft der Religion (Islam) beenden lässt, mit Muslimen als Verbündete. Das Konzept bescherte ihnen zunächst mehr Feinde als Freunde. Inzwischen überwiegt die Bewunderung. Die TARGET-Gründer haben mit ihrem Engagement für die Mädchen Afrikas mehr erreicht, als jeder andere vor ihnen.
Die „Fatwa von Kairo“ empfanden Annette und Rüdiger Nehberg wie ein Wunder. Verfasst wurde das verbindliche Rechtsgutachten während einer von TARGET initiierten internationalen Gelehrtenkonferenz an der Al-Azhar-Universität, dem Zentrum des sunnitischen Islam. „Der Erfolg von Kairo war der Höhepunkt meines Lebens“, betont Rüdiger Nehberg.
Dennoch hat Rüdiger Nehberg den Ehrgeiz, dieses Ergebnis zu übertreffen. Er träumt von einer spektakulären Aktion in Mekka, von einem ultimativen Schlusspunkt – von der Verkündung des Verbotes der Weiblichen Genitalverstümmelung auf dem Heiligen Platz vor Millionen von Pilgern. Die neue Botschaft soll auf einem gigantischen Transparent prangen. Dazu bedarf es der Kooperation des Königs von Saudi-Arabien. „Das ist mein Jubiläumswunsch, daran arbeite ich gerade mit Nachdruck“, verrät Nehberg.
Die „Fatwa von Kairo“ stellt die Basis von TARGETs heutiger Arbeit dar. Sie ist auch die Grundlage der Aufklärungskampagne DAS GOLDENE BUCH, die bereits in Äthiopien (2009), Djibouti (2009) und Mauretanien (2008) gestartet ist. Vier Millionen GOLDENEN BÜCHER will TARGET in den 35 betroffenen Ländern an die Vorbeter der Moscheen verteilen lassen.
Weitere wichtige Meilensteine der TARGET-Erfolgsgeschichte waren…
- der Schwur der Afar-Mütter (2009)
- die Fatwa von Prof. Dr. Yusuf al-Qaradawi (2009)
- die „Karawane der Hoffnung“ in Mauretanien (2005)
- die Einrichtung der Mobilen Krankenstation im Afar-Gebiet (2004)
- das Urteil des Bundesgerichtshofes (2004)
- die TARGET-Wüstenkonferenzen in Äthiopien (2002), Djibouti (2004) und Mauretanien (2004).
Es sollte aber auch unbedingt Folgendes erwähnt werden: Annette und Rüdiger Nehberg wurden 2008 für ihre Verdienste im Kampf gegen FGM mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Der Film „Karawane der Hoffnung“ (ProSieben) – eine TV-Dokumentation der Regisseure Dr. Bernhard Albrecht und Karsten Scheuren über TARGETs Engagement in Äthiopien wurde 2010 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. DAS GOLDENE BUCH erhielt 2009 den Designpreis „reddot“.
Aktuell lässt TARGET in Äthiopien im Gebiet des Afar-Volkes die „Geburtshilfestation Danakilwüste“ bauen. Das Krankenhaus-Projekt wird von Frauenärzten aus ganz Deutschland unterstützt.
„Jedes Ziel lässt sich erreichen, wenn man die richtige Strategie hat.“ Rüdiger Nehbergs Lebensmotto gilt auch für TARGET (engl. „Ziel“). Der Name ist Programm. Bis heute. „Vor zehn Jahren hat man mich für verrückt erklärt. Es hieß: Der Islam sei nicht dialogfähig“, erinnert sich Nehberg an die TARGET-Gründung. Annette Nehberg ergänzt: „Wir haben uns einfach nicht beirren lassen und uns gesagt: ‚Wenn wir nur ein Mädchen retten, hat sich jeder Einsatz gelohnt.’“
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