Mauretanischer Staatspräsident verbietet Genitalverstümmelung
Auf Einladung des neuen Staatspräsidenten von Mauretanien, Ely Ould Mohamed Vall, berichtet Rüdiger Nehberg im Frühjahr 2006 über die „Karawane der Hoffnung“ durch die mauretanische Wüste und bringt Dankbarkeit und Freude über das neue Dekret zum Ausdruck: Präsident Vall hatte kurz vor dem Treffen per Dekret vom 5. Dezember 2005 Weibliche Genitalverstümmelung mit empfindlichen Gefängnis- und Geldstrafen belegt. Ein Durchbruch!
Nähmaschinen für ehemalige Verstümmlerinnen
- Ein Pilotprojekt
Nehberg nutzt die Gelegenheit des Gesprächs beim Staatspräsidenten, um sich anschließend mit sieben ehemaligen Verstümmlerinnen zu treffen. Sie sind
zwischen 28 und 60 Jahre alt, infolge des neuen Gesetzes arbeitslos,
sämtlich Witwen oder geschieden, aber gesegnet mit vielen
Kindern.
Die 55jährige Hama spricht für die Gruppe: "Wir
können weder rechnen noch schreiben. Heute sitzen wir
zum ersten Mal in einer Schule." Die Schule ist der Treffpunkt.
"Was könntet ihr denn außer Beschneiden, um
euch Geld zu verdienen?"
Die Antworten kommen zaghaft: "Kochen, nähen, färben,
putzen."
"Würde es sich lohnen, Kleider zu nähen und
sie zu verkaufen?"
"Auf jeden Fall."
Kurz entschlossen werden zwei handbetriebene Singer-Maschinen,
Made in China, zwanzig Riesenrollen Garn, zwei Schneiderscheren
und zehn Ballen bunter Stoffe gekauft. Eine "Näh-Kooperative"
wird gegründet. Als kleines Pilotprojekt. Ein Schneider
lehrt die Frauen zehn Tage lang Zuschnitt, Nähen, Maschinenwartung.
Per Vertrag sind alle Frauen gleichberechtigt. Aus dem Erlös
der gefertigten Kleidung muss neuer Stoff gekauft werden.
Eine Vertragsklausel sieht vor, dass aus der Kooperative ersatzlos ausscheidet, wer weiterhin verstümmelt.
Alles in allem hat das "Projekt" nicht mehr als
500 Euro gekostet. Ob es den Frauen tatsächlich eine
Wende bringen wird, muss die Zukunft zeigen. Doch die Zeichen
stehen gut. Denn nur ein Vierteljahr später erreicht uns die Nachricht: "Der Schneider war ein Glücksgriff.
Die Ware findet guten Absatz. Die Frauen haben eine Ausstellung
in der Stadt organisiert und ihre gesamte Kollektion verkauft!
Hama möchte einen winzigen Laden auf dem Markt anmieten."
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