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Al-Azhar/Kairo

 

TARGETs Durchbruch:
Islam ächtet Mädchenverstümmelung!

TARGETs Gelehrten-Konferenz von Kairo endet mit wegweisendem Resultat

Zwei Tage lang diskutierten am 22. und 23. November höchste internationale Islam-Gelehrte und medizinische Wissenschaftler in der Azhar-Universität zu Kairo über das heikle Thema der Genitalverstümmelung bei Mädchen und die Position des Islam zu diesem Brauch. Zu den Gelehrten zählten der Großsheikh der Azhar, Prof. Dr. Tantawi, der Großmufti von Ägypten, Prof. Dr. Ali Gom’a, der ägyptische Minister für religiöse Angelegenheiten Prof. Dr. Zakzouk und Sheikh Qaradawi aus Qatar sowie Islamgelehrte aus Europa, Asien und Afrika. Weitere Teilnehmer waren Frau Moushira Chattab, die Gesandte von Präsidentengattin Frau Mubarak sowie Rüdiger Nehberg und Annette Weber für TARGET als Initiatoren der Konferenz. Großmufti Prof. Dr. Ali Gom’a, höchste Autorität in islamischen Rechtsfragen in Ägypten, hatte die Schirmherrschaft übernommen. Das sensationelle Resultat: „Weibliche Genitalverstümmelung verstößt gegen die höchsten Werte des Islam und ist deshalb ein strafbares Verbrechen.“ Mit anderem Wort: Genitale Verstümmelung an Mädchen und Frauen ist im Islam verboten!

Ort und Teilnehmer hatte der Großmufti vorgeschlagen. Sie hätten nicht besser gewählt sein können. Die Azhar gilt als das „Mekka der Gelehrten“. Sie ist zugleich älteste und größte Universität der Welt. Der Großmufti ist die höchste Instanz für die Erstellung verbindlicher Rechtsgutachten. Seine Entscheidungen gelten weltweit für Muslime als richtungsweisend.

Bei der zwei Tage währenden Konferenz ging es vor allem um die Klärung der Frage: Gibt es in den Heiligen Schriften eine verbindliche Aufforderung des Propheten, Mädchen zu verstümmeln? Dazu äußerten sich die Gelehrten. Es existiert ein Hadith (Überlieferung, was der Prophet gesagt, getan oder geduldet hat - nach seinem Tode aufgeschrieben), von dem man bisher eine Sunna (vorbildliche, am Propheten orientierte Handlungsweise) abgeleitet hat. Ihr zufolge war die „leichte“ Beschneidung von Frauen eine wünschenswerte Praxis. Die Hadithe werden in starke, das heißt absolut glaubwürdige, weniger starke und schwache (also wenig sicher überlieferte) Schriften eingeteilt.

Es wurde mit überraschender Offenheit diskutiert. Bald waren sich die Theologen einig, dass der diesbezügliche Hadith als „schwach“, das heißt als wenig glaubwürdig einzustufen ist. Es blieb die Frage zu klären, ob die „leichte“ Verstümmelung denn tatsächlich als Körperschädigung zu bewerten ist. Sie wird allgemein verharmlost und mit der Beschneidung des Mannes verglichen. „Im Zweifelsfalle“, gebietet der Koran, „befragt die Wissenschaftler!“ Deshalb waren fünf Mediziner eingeladen, Experten aus Ägypten, Äthiopien und Deutschland. Aus Berlin sprach Prof. Dr. Kentenich vom DRK-Krankenhaus. Auf die Beurteilungen der Ärzte hatten vor allem der Schirmherr Prof. Dr. Ali Gom’a sowie Sheikh Qaradawi aus Qatar gesteigerten Wert gelegt. Für viele Muslime gilt der Mann aus dem Golfstaat als das „Wandelnde Nachschlagewerk des Islam“.


 
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